Gift. Eine Ehegeschichte (Gift1516)
Herbert Schäfer, Daniela Kiefer (Foto: Thomas Langer)

Gift. Eine Ehegeschichte

Schauspiel von Lot Vekemans
Deutsch von Eva Pieper und Alexandra Schmiedebach
Mit "Gift. Eine Ehegeschichte" wird ein vielgespieltes, dennoch ungewöhnliches Kammerspiel der leisen Töne aus der Feder der niederländischen Autorin Lot Vekemans mit den Schauspielern Daniela Kiefer und Herbert Schäfer in der Regie des Intendanten Werner Müller im Kulturforum neuinszeniert.

Ein Mann und eine Frau treffen sich allein in einem Wartesaal eines Friedhofes. Sie haben sich vor 15 Jahren getrennt und kommen hier zusammen, um über die Umbettung ihres toten Kindes zu entscheiden. Der gemeinsame Sohn verstarb bei einem Unfall. Sein Grab soll verlegt werden, weil im Boden giftige Substanzen gefunden wurden. Sie warten auf die Friedhofsverwaltung, aber bald spürt man, dass niemand kommt. Stattdessen lernen wir ein Elternpaar kennen, das schon lange kein Paar mehr ist. Sie versuchen eine Annäherung, eine Bestandsaufnahme des vergangenen gemeinsamen Lebens zu erzielen.

"Sie" scheint am Anfang eine Ehefrau zu sein, die abrechnen will. Im Laufe des Stücks erlangt sie mehr Selbstbewusstsein, arbeitet sich aus der Opferrolle heraus. "Er" ist einfach weggegangen. An einem Silvesterabend um 19.10 Uhr. Und "Sie" hat ihn nicht aufgehalten. 15 Jahre Funkstille. Doch jetzt nach dem ersten Wiedersehen brechen sie ihr Schweigen und reden - zum allerersten Mal - über das Unfassbare, die Trauer, die Hilflosigkeit, das Leben danach. Sie lachen und streiten, ja sie sind sich sogar für ein paar Momente wieder nah und versuchen, die Geschichte ihres Lebens zusammenzubringen. Die Bewältigungsstrategien sind grundverschieden: "Er" hat sich mittlerweile ein neues Familienleben aufgebaut, will Vergangenes vergangen sein lassen. "Sie" kann nicht nach vorn blicken, klammert sich an den Schmerz, den der Verlust des Sohnes bedeutet, weil sie nur so am Leben bleiben kann. Gegenseitige Vorwürfe, alte Verletzungen werden beschworen, neue hinzugefügt. Die Trauer um das Kind verbindet nicht, sie trennt nur mehr. Doch auch in der heftigsten Auseinandersetzung gibt es noch Erinnerungen an Zärtlichkeit, Leichtigkeit und Komik.

Der berührende Schlagabtausch zweier tief verletzter Seelen verharrt nicht in Bitterkeit und Schmerz. Lot Vekemans zeigt, wie zwei Menschen Enttäuschung, Vorwürfe, Hader überwinden, wie sie lernen, das Schicksal zu akzeptieren. Beide wissen, dass sie am Ende neu beginnen müssen. Jeder auf seine Art.

Die niederländische Autorin Lot Vekemans begeistert international mit "Gift. Eine Ehegeschichte". Johan Simons, bis zum Sommer 2015 Intendant der Münchner Kammerspiele, schrieb die Uraufführungsfassung für das Koninklijke Nederlandse Schouwburg in Gent (Flandern). Inzwischen gehört das preisgekrönte Ehedrama auch in Deutschland zu einem der meistgespielten Gegenwartsstücke.
Lot Vekemans wurde 1965 in Oss in den Niederlanden geboren und studierte Soziale Geografie an der Reichsuniversität Utrecht. Im Anschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Theaterautorin an der Akademie für Autoren ’t Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie als Autorin für Jugend- und Erwachsenentheater. Ende 2004 gründete Lot Vekemans ihre eigene Theatergruppe Stiftung M.A.M. (Mehrere Antworten Möglich). Für ihre Stücke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Für "Gift. Eine Ehegeschichte" erhielt sie den
"Taalunie Toneelschrijfprijs", den Preis für das beste aufgeführte Stück in den Niederlanden im Jahr 2009.
Königstraße 116 Fürth 90762

Premiere

Produktion Stadttheater Fürth

Inszenierung: Werner Müller
Bühne: Christian van Loock
Kostüme: Kaja Fröhlich-Buntsel

mit Herbert Schäfer, Daniela Kiefer
Theaterverein Fürth

'Gift. Eine Ehegeschichte' von Lot Vekemans ist auch als eBook erschienen.
Über die Website www.textbuehne.eu können Sie das Theaterstück in diversen Online-Shops bestellen.